Etappe 6: Vom Rheindelta nach Konstanz

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Etappe 6: Vom Rheindelta nach Konstanz
Konstanz, Germany

Konstanz, Germany


Noch am Vortag: Die Nacht ist nicht gerade ruhig. Eine Gruppe von 5 Schwaben, die ihren Urlaub lieber in Alkohol ertränken, feiern lauthals jedes Glas mit einem Trinkspruch. Untermalt wird das Ganze vom Geschrei eines Kleinkindes und dem tiefgründigen Schnarchen unseres Nacharn im Zelt 30 cm nebenan. Das schwäbische Dummgequatsche geht mir aber am meisten auf die Nerven. Ich atme immerzu tief ein und aus und versuche, mich auf meine Atmung zu konzentrieren und schlafe schließlich ein. Sabine hingegen wacht in der Nacht mehrmals auf. Am Morgen schreit das Kind immer noch. Das Schnarchen hat aufgehört, denn unser südafrikanischer Nachbar baut gerade sein Zelt ab. Die 5 Schwaben haben am frühen Morgen Ramazotti im Glas, sitzen auf Stühlen aufgereiht wie auf einer Hühnerleiter und glotzen den Leuten beim Zusammenräumen zu. Ich rufe Ihnen ‘schöner wie Kino, gell?’ zu, aber diesen Wink mit dem Zaunpfahl verstehen diese besoffenen Dumpfbacken nicht. Also bauen wir unser Zelt diesmal unter Beobachtung von 5 schwäbischen Zuschauern ab und ziehen uns vor ihren neugierigen Augen um. Wir frühstücken im Kiosk vom Camping und fahren weiter. Zunächst ein kleines Stück am Ufer entlang, dann führt der Radweg wieder zurück ins Landesinnere von Österreich, um es schnell über den Altrhein wieder zu verlassen. Der Aufenthalt in Österreich beschränkt sich somit auf einen Tag, damit kann man leben. 🙂 Ein kurzes Stück führt der Weg zwischen den Schallschutzwänden der Autobahn und dem Altrhein vorbei und geht dann wieder zurück ans Ufer des Bodensees. Dort verläuft er dann mal am Ufer, mal an den Bahngleisen entlang, dann wieder durch kleine, schmucke Dörfchen oder über langgezogene Wiesen. Am Hafen in Rohrschach machen wir eine kurze Rast, frischen unsere Kohlehydratespeicher in Form von Bananen auf und radeln weiter nach Romanshorn, wo wir uns an einer Bucht am östlichsten Zipfel, in der Nähe des Hafens niederlassen, um eine längere Pause zu machen. In dem Augenblick, wo wir unseren Picknicksack auspacken, kommt auch schon die Sonne zum Vorschein. Die wärmenden Strahlen saugen wir alle einzeln in uns auf, um für die nächste kalte Nacht gerüstet zu sein. Wir genießen jeden einzelnen Sonnenstrahl. Die restliche Strecke nach Konstanz geht wieder nach dem Prinzip ‘Electra’ von Starlight-Express. ‘Rusty’ Geschwindigkeit war eher anfangs angesagt. Sabine bestimmt das Tempo und ich versuche ihr zu folgen. Der Stufe ‘Rusty’ kann ich ohne Schweißausbrüche mithalten. Auf Stufe ‘Electra’ muss ich dann doch den ein oder anderen Schweißtropfen auf der Straße liegen lassen, denn dann sind das zwischen 22 und 25 km/h bei vollem Marschgepäck und Gegenwind. Schließlich kommen wir an der Grenze zu Good-Old-Germany an und verheddern uns im Schilderwald. Wir fragen eine Frau an einer roten Ampel nach dem rechten Weg ins Zentrum und werden in ein sehr sympathisches Gespräch verwickelt. Mitten auf dem Radweg bleiben wir stehen. Ständig klingelt es und Leute rufen uns zu, aber das beeidruckt uns nicht. Wir waren so gefesselt von den interessanten Gesprächen, dass wir alles geflissentlich überhören. Nach 20 Minuten wissen wir von ihr, dass ihr Sohn evtl. in Mannheim Musik studieren will, dass Konstanz viele Arbeitsplätze in der Pharmaindustrie verloren hat, dass unser angepeilter Campinplatz nicht so gut sein soll, dass viele Konstanzer in der Schweiz arbeiten, dass sie mit ihrem Mann auf dem Rennrad fast alle Schweizer Alpenpässe gefahren ist, dass ihr Mann einen schweren selbstverschuldeten Unfall mit dem Rad hatte und seinen Fuss zertrümmert hat und die OP mehrere Stunden dauerte. Sie weiß auch was unsere Kinder machen und umgekehrt. Binnen Sekunden hatten wir das Gefühl, wir kennen uns seit Jahren und sind die besten Freunde. Sie zeigt uns dann den Weg ins Zentrum und wir verabschieden uns. Auf dem Münsterplatz essen wir noch Kaffee und Kuchen, bevor wir zum Zeltplatz Bruderhofer fahren. Der Platz liegt nicht auf unserer Route, aber wir wollen hier 2-3 Tage Urlaub machen und Freunde treffen. Sie wohnen in Altrip und haben in Konstanz ihren Zweitwohnsitz und sind zufällig hier um ihren Urlaub zu verbringen. Wir bauen das Zelt im Trockenen auf, aber am Himmel braut sich etwas Unheimliches zusammen. Schließlich bricht eine Gewitterfront über uns herein. Ein Sturm peitscht den Regen auf unser Zelt. Blitz und Donner im ständigen Wechsel. Nach der ersten Gewitterfront ein kurzes Aufatmen, dann kommt aber noch eine zweite Gewitterfront hinterher. Ein mulmiges Gefühl, welches ich gekonnt überspiele, um Sabine die Angst zu nehmen. Nachdem der Regen aufhört, höre ich plötzlich meinen Namen laut rufen. Es ist Dieter. Sie haben sich im Zeltplatz nebenan untergestellt sind aber pitschnass bis auf die Knochen. Wir erzählen eine Weile am Zaun und verabreden uns zum Frühstück. In der Gaststätte vom Zeltplatz, wo Bilder von 1960 an der Wand hängen und sich auch sonst nichts verändert hat, essen wir noch eine Pizza zu zweit und kriechen danach wieder in unser Zelt. Die Nacht war endlich mal warm und ruhig. Ich hatte diesmal nur EINE lange Hose an. Trotzdem wollen wir morgen Schlafsäcke kaufen, die bis mindestens minus 20 Grad gehen. NIE WIEDER wollen wir frieren!

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