Nordseeküsten-Radweg Tag 10: Von Schiermonnikoog nach Delfzijl

Um 10:30 Uhr geht die 1. Fähre zurück aufs Festland. Wir sind gestern fast 30 km auf der Insel gefahren und haben fast alles gesehen. Manches sogar doppelt. Speed-Sightseeing könnte man das nennen. Das macht aber Sinn, denn auf diese Weise finden wir unsere Lieblingsorte, wo wir vielleicht nochmal einen kompletten ruhigen Entspannungsurlaub verbringen.
Heute klappt wieder alles wie am Schnürchen und wir verstauen unsere Sachen im Nu. Das ist auch gut so, denn die Fähre wartet nicht auf uns und die Nächste kommt erst in 3 Stunden.
Auf der Überfährt gibt es im Bord-Restaurant den ersten Kaffee, der hervorragend schmeckt.
Zunächst fahren wir an einem Binnensee namens Robbengat vorbei und machen eine Kehrtwende zurück, um dann auf einem Meter breiten idylischen Pfad entlang eines stehenden Gewässers (Slot) zu fahren.

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Dieser führt leider um ein Truppenübungsgelände herum, was die Schönheit der Natur etwas trübt. Hin und wieder kreuzt man Sandpassagen, wo sonst auch Panzer fahren.

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Unfassbar, dass man sich die schönsten Plätze der Erde für so einen Schwachsinn aussucht. Nach einigen Kilometern traumhaftem Waldweg endet plötzlich der Radweg mit einer rot-weißen Absperrung. Auf dem Schild steht, dass Radfahrer nicht weiterfahren sollen. Aber unser Nordseeküsteradweg, der hier Waddenzeeroute LF10a heisst, führt genau hier durch. Was nun?
100 Meter entfernt kommt ein Wanderer aus der abgesperrten Richtung. Wir fragen ihn, ob es eine Umfahrung gibt. Es sagt, man könne den Weg durchaus fahren, nur der Radweg sei ein paar Kilometer an einer Stelle wegen Reparaturarbeiten ausgesetzt. Aber kurz vor der Aussetzung sei eine Brücke, an der man auf eine gepflasterte Straße ausweichen könne. Wir nehmen also den Weg durch die Absperrung und folgen seinen Anweisungen.
Irgendetwas müssen wir wohl falsch verstanden haben, denn auf einmal stehen wir mitten im Truppenübungsplatz. Überall Verbotsschilder mit Gesetztesauszügen darauf. Zu allem Unglück ist jetzt auch wieder der Reifen des Anhängers platt. Also erstmal den Reifen flicken. Der Schlauch ist ok, aber das Innenleben des Autoventils hat sich gelöst. Gut, wenn man ein Schweizer-Messer zur Hand hat. Ventil ist wieder dicht. Rad montiert. Hunger. Also kurz was zwischen die Zähne stecken, bevor es weitergeht.
Unsere Essenspause wird unbarmherzig mit einem Schuss aus nächster Nähe unterbrochen. Es wird uns ein wenig mulmig zumute. Jetzt kommen auch noch Motorgeräusche auf uns zu. Egal, wenn es jetzt zu Ende mit uns geht, haben wir wenigstens einen schönen Urlaub gehabt. Das Motorgeräusch kommt nicht näher, aber es bleibt hörbar. Kein Mensch weit und breit.
Wir packen unser Essen wieder ein, denn wir bekommen jetzt eh keinen Bissen mehr runter. Erstmal raus hier. Wir folgen dem gepflasterten Weg, der für unser Gefühl nicht enden will. Das Militär-Fahrzeug mit laufendem Motor steht hinter Bäumen und wir kommen unbemerkt daran vorbei. In der Ferne sieht man Dächer. Eine Stadt, denken wir. Endlich eine Stadt. Die Stadt kommt näher, aber entpuppt sich als Kaserne. Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten: Weiter oder einige Kilometer zurückfahren. Wir entschließen uns für weiterfahren und halten schnurstracks auf die Kaserne zu. 50 Meter vor der Kaserne verläuft quer eine Brücke, auf der Radfahrer und Autos fahren. Jedoch kommt man von dieser Seite nicht hinauf, wegen eines Wassergrabens mit grünem Wasser und Algen darin (Slot). Wir müssen unter der Brücke durchfahren und stehen quasi direkt vor dem Kaserneneingang. Alles ist Videoüberwacht, von hohen Zäunen umgeben und mit Stacheldraht gesichert. Es dauert keine Minute, bis ein Militär-Jeep aus der Kaserne herausfährt. Er bleibt stehen, während wir so tun, als ob wir ihn nicht sehen. Von dieser Seite kommen wir den steilen Hang zur Brücke hinauf. Wir schieben zu Zweit zuerst mein Fahrrad mit Hänger durch die hohe Wiese hinauf zur Brücke und laufen zurück, um Sabine’s Rad zu holen. Verdammt, der Jeep bleibt stehen und beobachtet uns. Wir tun weiterhin so, als wäre nichts geschehen, nehmen Sabine’s Rad und schieben es hinauf. Als wir oben auf dem Radweg sind, braust der Jeep davon und wir auch. Phuuu…das ist nochmal gut gegangen.
Die heutige Etappe wird streckenweise für ein Radrennen benutzt. Dutzende Radrennfahrer überholen uns immer wieder. In einem der Orte dann ein großer Versorgungspunkt mit Essen, Trinken und viel Halli-Galli für die Rennfahrer.

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Die Strecke ist heute wieder sehr abwechslungsreich und schön. Wiesen, Felder, Bauernhöfe, Deichwege, schmale Pfade, Alleen und schmucke Dörfchen wechseln sich ständig ab.

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Es ist sehr warm, so beschließen wir, eine verlängerte Nachmittagspause einzulegen und dafür in den Abend zu fahren. Unterwegs kommen wir an einem Selbstverpflegungsstand vorbei, der allerlei Kostbarkeiten für den Radfahrer zu bieten hat. Neben Obst und Gemüse, findet man sogar eine Pad-Kaffemaschine und einen Tauchsieder für Tee.

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Kurz vor Delfzijl finden wir einen kleinen Bauern-Campingplatz zum Preis von 8 Euro inkl. Dusche. Direkt neben uns weidet ein Pferd in der untergehenden Abendsonne.

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Hyvää yötä!

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