Heute Morgen starten wir mit einem herzlichen Plausch mit dem radelnden Weltenbummler Nils aus Lübeck, der auf seiner abenteuerlichen Reise von Bilbao in Richtung Santiago seine Kinder besucht. Hier in dieser bergigen Gegend schnellen die Höhenmeter beim Radfahren mal eben auf 1000 bei entspannten 60 Kilometern auf dem Tacho! Unser Hotel thront praktischerweise direkt am Pilgerweg, sodass wir den berühmten gelben Pfeil schon beim Verlassen der Herberge erspähen.
Ein Auf und Ab der Gefühle (und der Straße)
Zuerst rollen wir gemächlich bergab, eine angenehme Strecke von etwa zwei Kilometern, bis wir uns über eine lange Brücke schwingen, die den majestätischen Ría de San Esteban überquert. Doch wer jetzt denkt, die Schwerkraft ist unser ständiger Verbündeter, der irrt gewaltig! Denn prompt folgt ein kurzer, aber oho, ein knackiger Anstieg. Aber hey, die Strapazen zahlen sich immer mit atemberaubenden Panoramablicken aus, die unsere Augen verwöhnen.
Verlaufen? Hier ein Ding der Unmöglichkeit! (Fast…)
Wir gönnen uns einen kleinen Abstecher zum Supermarkt, denn die nächsten 20 Kilometer versprechen eine Einkaufsoase der besonderen Art – nämlich gar keine! Dieser kleine Umweg zwingt uns, unseren geliebten Pfeil wieder aufzuspüren. Auf der App leuchtet er zwar brav, aber wir sausen trotzdem elegant daran vorbei. Doch keine zehn Meter später öffnet eine freundliche Seele ein Fenster und ruft uns entgegen: „Zurück, zehn Meter weiter links!“. Dieses charmante Verwirrspiel wiederholt sich kurz darauf an einer Weggabelung, wo Pfeile in beide Himmelsrichtungen zeigen. Aber mal ehrlich, auf dem Camino del Norte kann man sich eigentlich nicht wirklich verlaufen, oder?
Die Picknick-Oase und Plaudereien am Wegesrand
In Muros de Malon legen wir eine wohlverdiente Pause auf einer Parkbank ein und tatsächlich, da huschen zwei andere Pilger an uns vorbei. Momentan fühlt es sich fast so an, als wären wir die einzigen Abenteurer auf diesem historischen Pfad. Nach etwa acht Kilometern lotst uns OsmAnd zur Höhe von La Vana zu einer Kneipe, die sich laut Camino del Norte als eine wahrhaft pittoreske Picknickoase entpuppt. Wir lassen uns auf einer Bank nieder und verputzen genüsslich unser belegtes Baguette, das wir in einem Dorf zuvor erstanden haben.
Drei entzückende Damen knipsen fleißig Fotos voneinander. Als ich das beobachte, biete ich galant an, ein gemeinsames Erinnerungsfoto zu schießen. Das führt später dazu, dass sie an unserem Picknickplatz vorbeikommen und wir uns angeregt über unsere Herkunft, unsere Ziele und alles, was das Pilgerherz begehrt, unterhalten. Zum Abschied halte ich ihre fröhlichen Gesichter noch einmal mit der Kamera fest, und sie revanchieren sich mit einem tollen Foto von uns an unserem idyllischen Rastplatz – das perfekte Titelbild ist geboren!
Katzengesellschaft und ein Finale mit Schulcharme
Plötzlich gesellt sich eine schnurrende Katze zu uns und begleitet uns eine ganze Weile auf unserem Weg.
Wir schenken ihr kurz unsere Aufmerksamkeit, bevor wir wieder die Zähne zusammenbeißen müssen, denn der Camino del Norte präsentiert sich weiterhin als ein ständiges Auf und Ab. Dann taucht die Autobahn auf, majestätisch auf riesigen Stelzen thronend. Wir unterqueren sie und steigen hinab bis auf Meeresniveau, nur um gleich wieder auf die Höhe der Autobahn emporzuklimmen. Dieser Abschnitt bis zum Etappenziel ist landschaftlich wieder ein wahrer Augenschmaus, und wir genießen jeden Schritt bis zu unserer Alberga, die dieses Mal in einem charmanten alten Schulgebäude untergebracht ist. Hier warten 40 Betten auf müde Pilger, von denen etwa zehn belegt sind. Am Abend schlendern wir noch ein paar hundert Meter ins Dorf, um uns ein wohlverdientes Abendessen zu gönnen. Am Nebentisch fallen uns zwei englische Pilger auf, die angeregt miteinander plaudern. Neugierig, wie Pilger eben so sind, kommen wir ins Gespräch und erfahren, dass die beiden eine beeindruckende Anreise hinter sich haben: Sie sind mit der Fähre von England nach Santander übergesetzt – eine satte 33-stündige Überfahrt! Und ihr Plan ist ebenso ambitioniert wie bewundernswert: Sie wollen die gesamte Strecke nach Santiago ausschließlich mit dem Fahrrad zurücklegen.
Heute war ein Tag der Kontraste: Die ersten zehn Kilometer flogen dahin, dann gab es einen kleinen Durchhänger, aber die letzten fünf Kilometer waren wieder einfach wunderschön und haben uns für alle Mühen entschädigt.









































































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8 Antworten
Wat veel „wir“ foto’s vandaag. Het aantal foto’s waar een van jullie opstaan nemen met de dag toe. Heel mooi.
❤️
Hallo ihr Lieben,
wir verfolgen mit viel Interesse eure Berichte und tolle Fotos.
Was mir immer wieder ausfällt sind die weitgehend Menschenleeren Straßen und Plätze, sowie die sauberen Straßen und Wege. Ist das alles echt oder bist du immer fleißig am radieren??
Wir wünschen euch weiterhin viel Spaß und tolle Erlebnisse, langsam kommt ihr ja euerm Ziel immer näher.
Liebe Grüße Petra und Horst
Liebe Petra, lieber Horst,
Eure Nachricht ist wirklich eine schöne Motivation und haben uns sehr darüber gefreut. Was die Straßen und Plätze betrifft, sie sind wirklich so sauber und was die Sauberkeit in den Städten betrifft, sind wir selbst sehr überrascht, denn an jeder Straßenecke steht ein Straßenkehrer, wie es in vergangenen Zeiten bei uns auch mal war. Morgens früh fahren schon überall die Kehrmaschinen durch und machen eine FeuchtReinigung der Gassen und Straßen. Die Menschen leeren Bilder sind zum allergrößten Teil Wirklichkeit. In ganz seltenen Fällen, habe mal störende Personen entfernt. Was immer noch total ärgerlich ist, dass es wohl immer noch nicht einwandfrei funktioniert mit den Kommentaren, was natürlich viele davon abhält, es noch mal zu probieren.
Liebe Grüße von Rene und Sabine
Eine wirklich schöne Reise, für ihr da macht :) Und ihr seht beide trotz der Strapazen sehr erholt und frisch aus!
Vielen Dank, Jan!
Lieber René,
heute endlich konnte ich alle Etappen nachträglich lesen. Es rührt mich! All eure zwischenmenschlichen Erlebnisse auf dem Camino, dazu deine phantastischen Luftikusaufnahmen! Diese wunderschöne Natur! Vielen Dank für deine so gut bildlich geschriebenen Reiseberichte! Ich kann es fast riechen und schmecken! Eine wahre Freude hier mitlesen zu dürfen!
Buen Camino, ihr 2!
Herzliche Grüße von mir!
Liebe Simona,
vielen herzlichen Dank für deine wundervollen und motivierenden Zeilen. Das freut mich wirklich sehr.
Liebe Grüße
René