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Nordseeküsten-Radweg Tag 15: Von Norddeich nach Neuharlingersiel

In der Nacht gibt es ein Gewitter in der Ferne. Einige Regentropfen trommeln auf’s Zelt. Ansonsten eine total ruhige Nacht.
Dieses mal drehen wir die Reihenfolge um: Erst frühstücken, dann Zelt abschlagen. Der Campingplatz-Supermarkt ist bestens sortiert, sogar einen Pappkaffee gibt es. Er ist darin abgefüllt und schmeckt auch so.
Im Frühstücksraum sitzen einige Leute. Die zahlreichen Steckdosen im Raum sind sinnigerweise alle auf einer Höhe von 3 Metern angebracht. Die Planung muss ein Hobbyarchitekt gemacht haben. Aber die Menschen sind kreativ und basteln sich allerlei Hilfsmittel, um ihre Geräte mit kurzen Ladekabeln aufzuladen.
Ich stelle mich auf den Frühstückstisch (wie übrigens alle anderen auch) und stecke mein 5 Meter Verlängerungskabel mit Mehrfachstecker in die Dose. Das Kabel hat mir schon viel geholfen.
Während die Geräte neuen Saft bekommen, frühstücken wir.
Am Nachbartisch sitzt ein Schwabe mit 3 Kindern. Wir denken noch, schade, dass er alleine da ist und nicht mit Frau.
Nachher werden wir eines Besseren belehrt. Seine Frau wütet im Zelt einige Meter von uns entfernt, meckert und schimpft im tiefsten schwäbischen Dialekt unentwegt und pausenlos mit den Kindern und mit ihrem Mann. Sie rennt wie ein aufgescheuchtes Huhn zwischen den beiden Zelten hin und her. Dann schließt sie sich in einem Zelt ein und sagt mehrmals hintereinander: „I hob jetz koi Zeit!“ während die drei Kinder und der Mann eingeschüchtert vor dem Zelt stehen und warten, bis das aufgescheuchte Huhn wieder ins andere Zelt rennt.
Wir beobachten und hören dieses Schauspiel während wir unsere Sachen einpacken und würden den Drachen am Liebsten vom Rest der Familie befreien. Später sehen wir dann, dass im Zelt noch ein viertes kleines Kind ist.
Im Vorbeifahren wollte ich ihr noch einen „schönen und entspannten Urlaub“ wünschen, aber leider war sie zu diesem Zeitpunkt wieder schimpfend im Zelt verschwunden.
Die monotone Strecke entlang des Deiches gibt uns die Ruhe zurück, die wir in der letzten Stunde auf dem Campingplatz vermisst haben. Im Gegensatz zu Holland, sind hier die Deichwege klinisch rein, dafür werden die Schafe mittels Zaun und Stacheldraht daran gehindert, auf die Straße zu kacken. Ich vermisse etwas den Geruch der Schafs-Exkremente an meinem Rad. Man muss nicht genau hinsehen, um die Spuren an unseren Rädern zu erkennen.
Trotzdem schade, dass man hier die Menschen von den Tieren so strickt trennt. In Holland ist das irgendwie lebendiger und natürlicher. Allein der ewig lange Zaun mit dem Stacheldraht darauf ist eher unschön. Naja, alles hat seine Vor- und Nachteile.
Es kommt wieder eine Alternativroute: Kurz am Deich weiter oder etwas länger über die Dörfer.

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Wir nehmen die Abwechslung und dafür die längere Strecke in Kauf.

Heute haben wir irgendwie trotzdem nicht so viel Lust aufs Radeln. Vielleicht liegt es an der schwülen Hitze bei 33 Grad Celsius.

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In Esens überkommt uns der Kaffeedurst und Eiseslust.
Diesen gilt es nun in aller Ruhe zu befriedigen.

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Am Abend, als es etwas kühler wird, radeln wir noch schnell die letzten 15 km mit großen Umwegen nach Neuharlingersiel. Die Etappe ist mit 54 km zwar recht kurz, aber so soll es sein.

Erkenntnis des Tages:
Wer spät aufsteht, viel Pausen macht und rad(wandert), kommt trotzdem vorwärts und erlebt mehr, als jemand mit einer Tüte Chips vor dem Fernseher.

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In diesem Sinne: Hasta La Vista – Baby!

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