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Erkenntnis des Tages: Ein vermeintlich schlechter Tag kann sich wandeln
Es gibt solche Tage, an denen man am Liebsten nicht aufstehen will. Heute ist so ein Tag. Die Füße schmerzen noch von gestern und eine Müdigkeit, dass man am Liebsten die Decke wieder über den Kopf ziehen möchte.
Nur gut, dass es vor der Pension keine Bushaltestelle gibt. Wir wären sonst bestimmt eingestiegen.
Das Hostel ist ohne Frühstück, aber nebenan ist eine Bar, in der es ab 7:30 Uhr etwas zu essen gibt. Eigentlich sollten wir heute lieber schon um 6 Ihr losgegangen sein, denn sonst kommt man in die Mittagshitze und das Laufen wird dann durchaus qualvoll und wir haben heute eine 25km Etappe zu laufen. Aber wir entscheiden uns für die unkluge Variante und schlafen bis 7:30 Uhr, frühstücken mit einem tollen Kaffee aus der Siebträger-Kaffeemaschine und laufen lustlos und müde los. Immer mit dem Gedanken der großen Hitze nicht mehr entfliehen zu können und die lange Distanz vor sich zu haben. Aber das erste Highlight kommt gleich nach einem Kilometer. Der Jakobsweg führt uns durch die schmucke und sympathische Altstadt von Pontevedra. Es wirkt hier fast wie die heiter und unbeschwerte Schwester von Santiago de Compostela und wir steuern direkt auf die Capela da Virxe Peregrina zu. Es ist das wichtigste Heiligtum der Stadt. Französische Pilger brachten als Schutzpatronin eine Marienfigur mit Kind mit. Sie ist auch die Schutzpatronin des portugiesischen Weges. Die Ponte do Burgo führt uns über den Rio de Lérez und lassen Pontevedra relativ schnell hinter uns. Es geht uns schon etwas besser und die Beine spielen mit, obwohl sich das noch heute morgen ganz anders angefühlt hat. Es dauert nicht lange und das rüstige Rentnerpärchen Bernhard und Barbara überholt uns wieder. Sie sind unsere treuen Gefährten seit dem 2. Tag und wir treffen uns immer wieder. Zum ersten Mal laufen wir ein großes Stück gemeinsam und unterhalten uns wechselseitig über viele interessante Themen. Die beiden sind auch sehr vielseitig interessiert und viel unterwegs, so geht uns der Gesprächsstoff nicht aus. Als wir die nächste Einkehrmöglichkeit entdecken, sind wie im Fluge 3h vergangen und 12km erwandert. Wir setzen uns noch gemeinsam in den durch Weinreben beschatteten Garten. Barbara und Bernhardt gehen jedoch früher wieder los, wir machen hier unsere lange Pause, denn wir sind schon ca. 1,5 km länger auf den Beinen und haben nur ein kleines Frühstück gehabt.
Fast die Hälfte der Strecke haben wir in einem Rutsch hinter uns gelassen. Und uns geht es dafür ausgesprochen gut. Die Bocadillos mit tortilla de patatas, queso y vegetables, also Baguette mit Kartoffel-Ei-Omlette mit Käse und Tomaten & Salat: Hmmmm …. Lecker! Wir bestellen zwei, jedoch sind die Portionen dermaßen groß, dass wir eins einpacken und uns für schwere Zeiten aufheben.
Weiter geht’s. Die Laune schon deutlich besser als heute morgen. Der Kopf will und die Beine werden immer besser. Auch die Hitze stecken wir komischerweise ganz gut weg. Es läuft gut. Danach geht es auf kleinen Sträßchen und Waldwegen durch ländliches, locker besiedeltes Gebiet weiter.
Mitten im Nirgendwo taucht auf einmal ein Verkaufsladen auf vier Rädern auf und bietet kalte Getränke und Eis an. Ein guter Geschäftsmann, denn die Preise sind nicht gerade niedrig. Aber er weiß sehr wohl, dass jetzt 6 km lang nichts mehr kommt.
Nach 25km taucht dann Caldas de Reis auf. Eine Stadt, die für heiße Thermalquellen bekannt ist.
Als Höhepunkt des Tages genehmigen wir uns eines der beiden bekannten Thermal-Hotels ‚Balneario Acuña‘ mit einem großen Thermal-Pool, um unsere müden Glieder wieder auf Vordermann zu bringen. So wendet sich der anfangs schwere Tag doch noch zum Guten.
Am Abend schlendern wir durch das schöne Städtchen und laufen vom Hotel zur römischen Brücke, wo auch die Herberge ist und wer kommt uns entgegen? Die Mutter der 8-jährigen Tochter. Heute erfahren wir, dass sie 8 Jahre alt ist, eine Zwillingsschwester hat und gerade schläft. Aber immerhin sind sie auch wieder dort angekommen wo wir sind. Barfuß 25km auf heißem Asphalt zurückgelegt. Es war übrigens der ausdrückliche Wunsch des Mädchens, diesen Camino und ohne Schuhe zu laufen. Meine Hochachtung!
Beim Abendessen am Fluss kommen Bernhard und Barbara vorbei und gegenüber sitzt der Spanier José, den wir auch im Casa Fernanda kennenlernten.
Nachdem wir unsere Beine in das öffentliche Thermalbad baumeln lassen, sehen wir zum wiederholten Mal die drei Bamberger Mädels mittleren Alters, von denen 2 immer sehr griesgrämig und unzufrieden drein schauen. Sie reden nie einen Ton und schauen immer genervt, unfreundlich und gelangweilt in die Gegend. Die eine Fränkin versucht mit aller Mühe die beiden anderen Miesepeter bei guter Laune zu halten, aber es mag ihr nicht wirklich gelingen.
Auf dem Rückweg zum Hotel setzen wir uns noch für eine Weile an den Tisch von José, denn der Arme sitzt da schon die ganze Zeit allein und schaut den jungen Mädels auf den Hintern und hat keinen zum Reden.
Aus den Gesprächen wird sehr schnell klar, dass er sich außer für Hintern auch für Geschichte sehr interessiert, auf diese Weise lernen wir wieder viel dazu.
Was für ein toller Tag.
3 Antworten
Moeten jullie nog maar 40 km naar Santiago de Compastella? Of heet die weg nummer 40? Ook al valt het soms niet mee, jullie hebben het toch heel fijn. Daar zijn we heel blij om. Geniet er nog van lievers
Over de straat zijn het gisteren noch 40km geweest. Over de Camino iets meer meer.
Het waren gisteren over de straat nog 40km. Over de Camino iets meer. Nu nog ongeveer 25km.