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2025 Camino del Norte Etappe 18: Ruhetag in Santander

Auf dem Camino del Norte – heute läuft (fast) nichts!

Der Camino del Norte macht müde. Sehr müde. So müde, dass wir heute früh kaum aus dem Bett kommen – und das ist noch untertrieben. Der Wecker klingelt, wir blinzeln, drehen uns um und… schlafen einfach weiter. Wie zwei glückliche Murmeltiere nach einem Winterschlaf. Erst als die Sonne hoch am Himmel steht und der Magen zaghaft knurrt, schaffen wir es, die Decke beiseite zu werfen.

Aber ehrlich gesagt: Für eine Stadtbesichtigung in Santander reicht unsere Energie heute hinten und vorne nicht. Kein Wunder, schließlich steckt uns der Camino del Norte noch ordentlich in den Knochen. Also heißt es: runter von der Matratze, rein in die Schuhe – aber nur bis zur nächsten Kaffeebar.

Kaffee statt Kathedrale – unsere persönliche Stadtführung

Mit viel gutem Willen und noch mehr Gähnen schleppen wir uns vor die Tür. Zielstrebig (naja, halbwegs) steuern wir das erste Café an. Zwei dampfende Tassen Kaffee später sieht die Welt schon viel freundlicher aus. Oder zumindest weniger verschwommen. Es ist erstaunlich, wie viel Lebensfreude in einer kleinen Tasse Café con leche stecken kann.

Aber für mehr als ein gemütliches Herumschlendern durch die Gassen reicht es heute nicht. Wir machen es wie die alten Spanier: Parkbank, Bar, Kaffee. Und dann das Ganze von vorn. Auch das ist der Camino del Norte: Nicht nur wandern, sondern auch ankommen, innehalten und genießen.

Spanisches Temperament und eine kleine Heldentat

An einer dieser charmanten Bars – es ist mittlerweile fast Mittag – sitzen vier ältere Spanier neben uns. Laut, herzlich, lebendig. Wir nicken freundlich, tauschen ein paar Blicke, und schon fühlen wir uns wie ein Teil der Szene.

Als die Herrschaften schließlich aufstehen und gehen, bleibt etwas auf dem Tisch zurück: ein Handy. Sabine reagiert schneller als Lucky Luke: Handy geschnappt und hinterher! Mit fliegenden Haaren und einem entschlossenen Gesichtsausdruck holt sie den Besitzer ein – gerade noch rechtzeitig. Die Reaktion? Pure Freude! Der Mann strahlt, bedankt sich überschwänglich und Sabine bekommt noch einen Handkuss aus der Ferne.

Wenn der Apotheker zum Retter wird – eine (fast) medizinische Odyssee

Der Camino del Norte hält manchmal mehr Abenteuer bereit, als bloß Schweißperlen und Meeresrauschen. Weil ich nicht genügend verschreibungspflichtige Tabletten für die restliche Zeit dabeihabe, mache ich mich also voller Tatendrang – und ein bisschen Sorge – auf zum örtlichen Medical Center. Aber, oh Wunder: Erste Station? Für immer geschlossen.

Na gut, Plan B: zur nächsten Praxis. Dort bekomme ich ein höfliches Lächeln – und die Auskunft, man sei für Notfälle nicht zuständig. Ich solle doch zum Notfallzentrum, „nur“ ein paar Kilometer weiter. Super – wieder Kilometer, diesmal allerdings ohne Muschelwegzeichen.

Apotheke statt Ambulanz: Der kurze Weg zum langen Heilmittel

Auf dem Rückweg stolpere ich – sinnbildlich, nicht wörtlich – in eine Apotheke und schildere mein Leid: „Hola, ich bin Pilger auf dem Camino del Norte, mir fehlen meine Tabletten, ¿qué puedo hacer?“ Der Apotheker, ein unglaublich freundlicher Kerl mit dem breiten Lächeln eines Gewinners, will erst das Medikament sehen, dann sagt er trocken: „I can sell it to you!“

Moment … wie bitte? Rezeptpflichtig? Normalerweise ja! Doch er erklärt: Er habe das Mittel erkannt, sehe meinen Bedarf und wolle nicht, dass ein Pilger ohne Medizin weiterziehen muss. Während ich noch mit offenem Mund staune, tippt er den Preis ein und schiebt mir die Packung rüber – als wäre es das Normalste der Welt.

Kleine Wunder am Wegesrand des Camino del Norte

In Deutschland bräuchte ich für dieselbe Schachtel ein ärztliches Rezept, drei Formulare und wahrscheinlich noch einen Stempel vom Gesundheitsamt. Hier dagegen reicht offenbar ein hilfsbereiter Apotheker mit Herz und ein kurzer Plausch über den Camino del Norte. Und genau das sind die Momente, die diesen Weg so besonders machen: unerwartete Hilfsbereitschaft, spontanes Vertrauen und eine Geschichte, die man noch seinem Enkel erzählt, den wir an dieser Stelle von Herzen grüßen.

Kurzum: Tabletten gerettet, Laune gerettet – und mein Glaube an die Menschheit ohnehin. ¡Buen Camino!

Fazit: Auch ein ruhiger Tag ist ein Camino-Tag

So ruhig dieser Tag auch war, er gehört doch zu unserer Reise auf dem Camino del Norte. Denn dieser Weg besteht eben nicht nur aus Kilometern und Blasenpflastern. Sondern auch aus Lächeln, Zufällen und kleinen Geschichten wie dieser. Und genau das macht ihn so besonders.

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