< ![CDATA[
Etappe 16: Von Worms nach Ginsheim
Ginsheim-Gustavsburg, Germany |
Ginsheim-Gustavsburg, Germany
Wir haben geschlafen wie die Murmeltiere. Kein Wunder, denn die Nacht zuvor war sehr kurz und die 56 km vom Vortag in der Sonne haben die Müdigkeit nicht gerade verringert.
Im Frühstückraum sitzt bereits eine Horde rüstiger Rentner aus Kassel, die auch mit den Fahrrädern unterwegs sind und sich lautstark unterhalten. Der Kellner hat alle Hände voll zu tun, um die Meute satt zu kriegen, denn die hungrigen Mäuler ordern immerzu nach. Kaffee, Brötchen, Ruhreier, Spiegeleier, immerzu fehlte wieder irgendwas, so sehr der Kellner sich auch sputet.
Das Frühstück war reichlich und gut. Zähne putzen, Satteltaschen packen, Wasserflaschen auffüllen und los geht’s zur nächsten Etappe in Richtung Mainz. Zunächst am Nibelungentor vorbei auf die andere Uferseite. Wie gestern fahren wir rechtsrheinisch. Nach Rosengarten kommt erst mal viel Gegend. Schöne Gegend wohlgemerkt. Die Idylle wurde unterbrochen durch das monströse und fast schon ein wenig bedrohlich anmutende Bauwerk mit 4 Kühltürmen. Das Atomkraftwerk von Biblis ist fast in greifbarer Nähe und liegt inmitten von riesigen Weizenfeldern.
5 Meter lange Betonplatten säumen jetzt den Damm auf der rechten Seite. Es ist unser Radweg über ca. 16km. Die Geräusche beim Überfahren der Kanten sind monoton und meditativ. Es erinnert wieder an Rusty, die alte Lokomotive aus Starlight Express. Durch den Einradanhänger sind es bei mir immer drei Klopfgeräusche pro Betonplatte. 1-2-3, 1-2-3, 1-2-3 … immer wieder und immerzu. Der Rhythmus gleicht einem Walzer. Unweigerlich kommt mir der Donauwalzer von Johann Strauss in den Sinn und ich trällere lautstark zum Rhythmus mit. Das Leben ist schön.
Groß-Rohrheim, Gernsheim lassen wir rechts liegen. In Biebesheim machen wir eine kleine Rast auf einer Bank unter großen Bäumen. Sie spenden einen wunderbaren Schatten. In Klein-Rohrheim lädt uns ein Erdbeerstand zu einer weiteren kleinen Rast ein. In Stockstadt kehren wir im Nettomarkt ein. Dort gibt es Kaffee, Käsekuchen und eine Apfeltasche. Im Zwischengang steht ein älterer Herr, der jedem Passanten eine Zeitung schenkt in der Hoffnung ein Abo für’s ‘Ried Echo’ zu verkaufen.
Wir nehmen am Bistrotisch Platz und kommen mit Herrn Schweitzer ins Gespräch. Er sagt, er wurde ‘entsorgt’ und mache nun diesen Job seit 2008. ‘Besser als Harz IV’ meinte er und 4 Monate habe er noch bis zu seiner Rente. Er fragt uns, wo wir herkommen und hinfahren und warnt uns noch vor dem Ried. Dort wäre eine enorme Mückenplage. Wir verabschieden uns mit einem Foto für’s Reisetagebuch von ihm, füllen noch unsere Wasservorräte auf und ziehen weiter. Zwischen all diesen Pausen fahren wir auch mal Rad 🙂
Im Ried trifft genau das ein, wovor uns der Zeitungsverkäufer warnte. Eine kurze Pinkelpause war lange genug, um von einem Moskitoschwarm überfallen zu werden. Wo man hin schlug, rote Flecken. Diese Mistviecher sind schneller als der Blitz. Wir springen, wild umherschlagend, auf unsere Räder und versuchen so den stechenden Biestern zu entkommen.
Erst nachdem der Tacho 25km/h anzeigt, lassen die Vielfraße los. Phhuu…
Das Hochwasser ist die Urache für diese Plage. Wir wollen gar nicht daran denken, wie es wohl auf dem Campingplatz wäre. Wir entscheiden uns daher nochmal für die Weicheivariante mit dem Namen Hotel Ratskeller. Herrliche Dusche, fantastisches Essen und mückenfrei.
]]>