19.06.2018 Ostseeküsten-Radweg: Von Stralsund zum Fischerdorf Freest


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Erkenntnis des Tages: Kleine Königsetappe

Um 10:30 Uhr war es dann wirklich ruhig in den Katakomben. Dafür gibt es um 5:30 Uhr die ersten “Klopfstreiche” an unserer Tür. Wahrscheinlich haben sich die Kinder im Nachtwandel an der Tür geirrt, aber es wurde wieder laut in den Fluren mit viel Gekicher und Gelächter. Immer wieder klopft es. Noch eine Stunde konnten wir uns hin- und her wälzen, aber dann wurde es Zeit aufzustehen. An schlafen ist eh nicht mehr zu denken.

Irgendwie erinnert mich das an meine Jugend. Wir waren bestimmt auch nicht leiser. Es sind Kinder und sollen ja ihren Spaß haben. Müssen wir eben mal einen Tag mit nur 5 Stunden Nachtruhe auskommen, davon werden wir auch nicht sterben. Meine Bewunderung für die Lehrer und Lehrerinnen, die das wahrscheinlich eine ganze Woche, zumindest aber ein paar Tage aushalten müssen.

Im Frühstücksraum ist es durch die hallenden Eigenschaften des Raumes zwar nicht leise, aber es geht recht gesittet zu. Die Kids stellen sich vernünftig in eine Warteschlange ans Büffet. Da kann sich mancher Erwachsener eine Scheibe von abschneiden. Sogar die Brötchen werden von einen Schüler für ihre Mitschüler in Serie vorgeschnitten. Der Höhepunkt bildet die Vorbereitung für das Geburtstagskind. Lehrerinnen und Schüler zusammen, verzieren den Tisch. Das Geburtstagskind sitzt am Tischende, “darf” sich einen spitzen Geburtstagshut aufsetzten und bekommt ein Ständchen gesungen. Danach werden die Geschenke ausgepackt.

Frühstücksraum im Younior-Hotel

Irgendwie tut einem da die Erkenntnis des Tages (vom Vortag) schon ein bisschen Leid.

Als wir die Keycard an der Rezeption abgeben, wurden wir verabschiedet mit den Worten: “Tschüß, bis zum nächsten Mal!”. Das Lachen mussten wir uns allerdings verkneifen.

Wir hatten die Dachluken im 4. OG

Nachdem wir die Sachen aus dem Dachgeschoss geholt haben, geht´s weiter. Erst Richtung Hafen, dann Richtung Greifswald, wo wir in Stralsund noch die St. Marienkirche besichtigen. Anschließend treffen wir auf eine Supernanny: Am Doppel-Kinderwagen halten sich 5 Kleinkinder fest und marschieren in die Stadt. Wir unterhalten uns kurz mit der Frau, die diesen Job voller Leidenschaft macht. DSGVO konform fotografiere ich die Kinder nur von hinten.

Supernanny mit 5 Kids

Stadtauswärts lässt man die großen Reedereien linker Hand liegen, bevor es auf die 20 km lange, denkmalgeschützte Kopfsteinpflasterpiste geht. Im Bikeline-Radtourenbuch wird empfohlen diese Strecke mit dem Zug zu umfahren. Dies können  wir beim besten Willen nicht verstehen, denn die Strecke ist super zu fahren. Ich habe an meinem Rad keine Federung und habe am Ende dieser wunderschönen Strecke absolut keine Beschwerden. Sabine hat eine Federgabel, die aber auch nicht all zu sehr beansprucht wurde. Mancher geteerte Radweg ist durch Wurzelschäden schlechter zu fahren, als diese durch Alleen gesäumte Strecke. Hier kommt komischerweise keine Baumwurzel durch. Ich kann die Verlegekunst der alten Handwerker nur bewundern. 20 km Kopfsteinpflaster mit kleinsten Pflastersteinen. So verlegt, dass sie nach vielen Jahrzehnten immer noch eben und gut befahrbar ist. Das schafft keine Teerstraße dieser Welt. Bewundernswert ist auch die Mittellinie, die sich wie virtuell über die ganze Strecke zieht. Mich würde brennend interessieren, wieviele Leute, wie lange daran gearbeitet haben. Auch die Zahl der Steine wäre mal interessant zu erfahren. Falls jemand etwas dazu findet, wäre ich sehr dankbar um Hinweise. Ich würde sie dann gerne im Blog verlinken.

Ohne Pause fahren wir nach Greifswald durch und haben dann bereits 36 km auf dem Tachometer stehen. Zeit für eine ausgedehnte Pause im Junge – Die Bäckerei, die scheinbar an der ganzen Ostseeküste entlang Filialen hat. Hier gibt es immer Strom zum Laden der Geräte, sehr freundliches Servicepersonal bei einer recht gemütliche Atmosphäre. Der Wehrmutstropfen ist, dass man hier sehr oft Schlage stehen muss. Qualität setzt sich eben durch. Heute schreibe ich meine Gedanken schon mal mitten am Tag auf, damit ich nicht die Hälfte vergesse 🙂

Dem Stadtkommandanten Oberst Petershagen ist die Unversehrtheit der mittelalterlichen Stadt zu verdanken. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges verhandelte er mit den heranrückenden russischen Truppen um die kampflose Übergabe der Stadt. Auf diese Weise konnte Greifswald den Krieg unbeschadet überstehen und zählt heute zu den herausragendsten Vertretern der europäischen Backsteingotik.

Der Dom St. Nikolai mit seinem 100 m hohen Turm gehört zu den Wahrzeichen Greifswalds und stammt in seiner heutigen Form aus dem 14. Jahrhundert, der Turmhelm ist von 1653. Hier erhalten wir auch den Radfahrer-Segen in Form eine kleinen Flyers (Foto).

Denkmalgeschütztes Fischerdorf Greifswald-Wiek. Hier ist eine Klappbrücke aus Holz nach holländischem Vorbild zu bestaunen.

Weiter geht die Reise um das Dänische Wiek herum Richtung Nordwesten. In Ludwigsburg nehmen wir die kleine Abkürzung und fahren nicht ganz an der Küste entlang. Am Donnerstag ist nämlich Regen vorhergesagt und wir würden gerne möglichst den ganzen Urlaub ohne Regen fahren. Das bedeutet, wir sollten den Campingplatz erreichen, der etwa auf der Hälfte der zu fahrenden Gesamtstrecke liegt.

Nächster Zwischenstop für ein Eis ist das beschauliche Seebad Lubmin. Hier ticken die Uhren scheinbar etwas anders. Es ist hier sehr angenehm ruhig und zudem wunderschön. Ein Ort an dem wir uns durchaus vorstellen könnten nochmal einen ganzen Urlaub zu verbringen. Vielleicht ein Geheimtipp.

Die letzten 6,5 km strampeln wir schnell noch am AKW vorbei, dann wird die Landschaft wieder schön. Ein Reh mit seinem Kitz steht auf weiter Flur. Wir bleiben dafür stehen und schauen den Beiden eine Weile zu.

Der Waldcamp Freest ist dann in wenigen Minuten erreicht. Wir bauen noch schnell das Zelt auf und essen die übriggebliebene Pizza von gestern Abend bei einem frischen kühlen Radler.

Und wieder geht ein ereignisreicher und sonniger Tag langsam zu Ende.

(Die komplette Fotoserie mit Bildbeschreibungen gibt es immer unterhalb des Beitrags zu sehen)



Wir freuen uns sehr über Deinen Kommentar oder Fragen, Anregungen, Tipps und Empfehlungen entlang der Route. Insbesondere über ruhige Campingplätze oder lohnenswerte private und bezahlbare Unterkünfte auf dem Weg. Natürlich dürft ihr uns auch nur anfeuern oder Mut machen. 🙂 Hinterlasst einfach einen Kommentar weiter unten. Über den Newsletter kann man uns auch virtuell folgen.


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4 Antworten

  1. Bei Greifswald hat meine liebe Jugendfreundin Jutta viele Jahre gewohnt und bei der Insel Riems gearbeitet. Ich hab sie auch mal dort besucht und wir haben das Städtchen Greifswald besucht. Nun geht eure Reise bald zu Ende…
    Genießt die Zeit noch.

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