Ready to Go

2025 Camino del Norte Etappe 9: Gernika-Lumo

Eine schlaflose Nacht auf dem Camino del Norte

Der Camino del Norte überrascht uns jeden Tag aufs Neue – und manchmal auch jede Nacht. Diesmal landen wir in einem Achtbettzimmer, das eher an eine internationale WG als an eine Pilgerherberge erinnert. Vier Stockbetten, acht verschiedene Charaktere – und wir mittendrin. Mit dabei: zwei quirlige Belgierinnen, ein aufgeregter Holländer, ein gut gelaunter Ire mit Gitarre, ein gesprächiger Österreicher, ein lautstark-mit-Mutti-telefonierender deutscher Pilger – und wir beide. Der Ire sorgte am Vorabend noch für Lagerfeuer-Unterhaltung und wir sangen mit.

Ich „durfte“ das obere Bett beziehen. Unten schnarcht Sabine nicht – aber der Ire dafür umso mehr. Wenn bei mir dann auch noch das nächtliche Röcheln einsetzte, kam zuverlässig ein zärtlich gemeinter, aber deutlich spürbarer Tritt von unten. Acht Tritte in der Nacht – das ergibt exakt null Stunden Schlaf, aber dafür acht Stunden Wachliegezeit. Das nennt man wohl eine sehr wache Nacht!

Regenschauer, Gamaschen und gute Laune auf dem Camino del Norte

Der Morgen startet mit einem lustigen Frühstück im Kreis unserer internationalen Truppe, die sich zum Frühstück aus dem anderen Zimmer nochmal verdoppelte. Der Canadier und der deutschsprechende Franzose sind auch wieder da. Doch ein Blick aus dem Fenster dämpft die Stimmung: Es regnet. Nicht ein bisschen, sondern so richtig galicisch. Also holen wir zum allerersten Mal auf dem Camino del Norte unsere Gamaschen und Ponchos raus – man gönnt sich ja sonst nichts!

Trotz Regen machen wir uns motiviert auf den Weg. Heute ist Sonntag und die Etappe nach Gernika soll angeblich „gemütlich“ sein. Aber gemütlich ist relativ – vor allem, wenn es wieder ständig bergauf und bergab geht, als hätte der Weg Höhenmeter-Sucht.

Gernika erreicht – und ich liege flach

Nach acht Kilometern erreichen wir endlich Gernika. Die Stadt empfängt uns mit Tapasduft, warmem Licht und… glitschigen Fliesen. In einer Tapasbar setzt ich zur Landung an – allerdings nicht auf einem Stuhl, sondern mit voller Wucht auf dem Boden. Knie voraus. Natürlich das Knie, das eh schon durch einen Meniskusriss geschwächt ist.

Ein halbes Jahr habe ich es gehegt, gepflegt und mit viel Übungen und Bewegung gestärkt – und jetzt das. Auf dem ganzen matschigen Camino del Norte ist nichts passiert. Kein Ausrutscher auf nassen Steinen oder im Matsch, kein Stolpern im Wald – aber in der Tapasbar schlage ich ein wie ein nasser Sack. Unglaublich.

Gernikas dunkle Vergangenheit – ein Ort mit Geschichte

Neben modernen Tapasbars und hübschen Parks hat dieser Ort auch eine tragische Geschichte.

Am 26. April 1937 wurde Gernika während des Spanischen Bürgerkriegs Opfer eines verheerenden Luftangriffs. Die deutsche Legion Condor und die italienische Aviazione Legionaria bombardierten die Stadt in einem verheerenden Angriff – ein düsteres Kapitel, das durch Picassos berühmtes Gemälde „Guernica“ weltbekannt wurde. Die Zerstörung war nicht nur militärisch motiviert, sondern auch eine grausame Machtdemonstration. Heute erinnert ein Friedensmuseum und ein Denkmal an diesen schwarzen Tag in der Geschichte Spaniens.

Es ist bewegend, durch die Straßen zu gehen, in denen Menschen einst um ihr Leben bangten – und heute Pilger aus aller Welt Tapas genießen.

Ein ruhiger Abend – wenn das Knie mitmacht…

Nach all der Aufregung gönnen wir uns heute ein Hotelzimmer. Ein bisschen Schlaf nachholen, das Knie hochlegen und Kraft tanken – denn morgen steht eine lange Etappe auf dem Camino del Norte an. Natürlich nur, wenn mein Knie mitspielt.

Am Abend geht’s nochmal in eine Tapasbar – diesmal ohne Sturz – und dann ab ins Bett. Früh schlafen, denn der Regen wird auch morgen keine Pause machen. Aber hey: Wer den Camino del Norte geht, der bekommt eben nicht nur Sonne und Meer, sondern auch Geschichten, die man niemals vergisst.

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2 Antworten

  1. Hallo Ihr beiden, der Abend zu 8 hat zwar für wenig Schlaf, aber für gute Unterhaltung gesorgt
    René dir drücke ich die Daumen, dass dein Knie den Sturz gut übersteht und dir nicht zuviel Probleme macht. Drücke dir fest die Daumen, damit du auch reichlich Wasser für Sabine tragen kannst passt gut auf euch auf.

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