Camino del Norte – mit Matsch an den Füßen und Chaos im Gepäck
Der Camino del Norte, diese wilde, grüne, atemberaubende Route entlang der nordspanischen Küste, hat es in sich – und zwar nicht nur landschaftlich. Schon früh am Morgen, nach einer kalten Dusche und einer noch kälteren Nacht mit Umschlägen aufs Knie, fühlte sich alles etwas besser an. Bewegung ist bekanntlich die beste Medizin – und so zogen wir wieder los. Camino del Norte, wir kommen.
Spanien ist einfach ein großartiges Reiseland. Allein schon wegen der Tapas, die einem an jeder Ecke fröhlich ins Gesicht lachen – in zig Varianten, und natürlich begleitet von einem Espresso, der immer frisch gemahlen wird. Keine Klick-Klack-Automaten, sondern echte Siebträgermaschinen mit Liebe zum Detail. Die Milch wird hier übrigens grundsätzlich manuell aufgeschäumt – wer’s anders macht, wird wohl aus dem Land verbannt.
Und der Orangensaft? Immer frisch gepresst! Industrielle Plörre kommt hier nicht ins Glas.
Der Baum der Freiheit und der Anstieg des Grauens
In Gernika-Lumo kommen wir natürlich am berühmten Baum von Gernika vorbei. Ein echtes Freiheits-Symbol für das Baskenland – und der Startpunkt für unseren heutigen Abenteuer-Abschnitt auf dem Camino del Norte.
Zunächst geht’s ganz entspannt los: ein sanfter Anstieg, die Vögel zwitschern, das Knie mosert nur dezent. Doch dann: Zack! Der Weg zieht brutal an – ein knackiger Aufstieg, der die Waden in Flammen setzt und den Schweiß fließen lässt. Oben angekommen wartet als Belohnung… Matsch! Und zwar reichlich. Die Wanderstiefel verwandeln sich in Matsch-Klumpen, gefühlt jeweils ein Kilo schwerer. Ein Fitnessstudio hätte weniger gebracht.
Tapas, Timing und Totalausfall
Trotz allem sind wir relativ früh unterwegs – was in Pilgersprache so viel heißt wie „Hey, wir haben Zeit für Tapas!“. In Larrabetzu genehmigen wir uns also eine ausgedehnte Pause mit jeder Menge Leckereien und dem wohl besten Kaffee der Welt. Die Herberge ist direkt nebenan – Super! Dachten wir…
Denn kaum waren wir gemütlich fertig, schlenderten wir zur Anmeldung – nur um freundlich, aber bestimmt zu hören: „Alles voll.“ Tja, wer zu spät kommt, den bestraft der Camino.
Also: Rucksäcke wieder schultern und weiterlaufen. Noch 5 Kilometer bis zur nächsten Herberge – aber Überraschung! Die macht erst ab Juli auf. Danke für nichts.
Vom Camino del Norte zur Odyssee per Bus und Bahn
In unserer Not greift der moderne Pilger zum Handy – Booking.com sei Dank finden wir ein Hotel! Google Maps sagt: nur 8 km entfernt. Okay, nicht ideal, aber machbar… Dachten wir. Nach etwa 2–3 Kilometern kommt zum Glück ein Bus vorbei – und unsere müden Beine sind begeistert.
Leider führt uns dieser Bus nicht ganz bis ans Ziel. Noch 1 km bergauf – aber oben angekommen: kein Hotel in Sicht! Wieder auf Google Maps geschaut und siehe da – das Hotel liegt 5 km in der anderen Richtung. Natürlich.
Wenn Technik versagt und Wanzen Hallo sagen
Zurück zur Bushaltestelle. Eine freundliche junge Frau empfiehlt den Zug – und nimmt uns kurzerhand mit. Am Ticketautomaten dann das nächste Drama: Sabines Fahrkarte an der Kontrollschranke wird nicht akzeptiert. Nach mehreren nervenaufreibenden Versuchen klappt’s dann endlich doch, und wir rollen zurück in die Zivilisation.
Das Hotel? Vollautomatisch. Kein Mensch weit und breit. Alle Türen öffnen sich nur nach Online-Registrierung – mit Pass-Scan, Formularen in einem Mix aus Spanisch und Baskisch und gefühlt 500 Klicks. Natürlich scheitert jeder Versuch grandios. Erst ein verzweifelter WhatsApp-Anruf rettet uns. Eine Dame mit stark gebrochenem Englisch öffnet uns schließlich per Fernwartung Tür für Tür – Hightech trifft Pilgerchaos.
Im Zimmer angekommen der nächste Schock: Eine Wanze krabbelt fröhlich über das Bett. Danke, Leben. Offenbar werden wir heute für alle Sünden bestraft, die wir je begangen haben. Aber immerhin: Das Zimmer ist sonst blitzsauber und wirkt sehr modern.
Aber damit noch nicht genug: Der Online-Check-in im Hotel? Ein digitales Minenfeld! Ein kleiner Tippfehler, und du darfst alles von vorn eingeben. Die WhatsApp-Hotline? Unverschämt, überfordert – und laut eigener Aussage: „Sie sind die Einzigen mit Problemen.“ Komisch nur, dass unten an der Rezeption fünf weitere Pilger völlig verzweifeln. Am Ende hilft uns ein freundlicher Baske – nach 50 Kilometern auf den Beinen – beim Check-in, weil selbst das Personal vor Ort es nicht hinbekommt.
Fazit: Camino del Norte – Abenteuer garantiert!
Um 20:30 Uhr fallen wir endlich ins Bett. Nach 19 offiziellen Kilometern, 5 Extra-Kilometern, einer Busfahrt, 2 Zugstationen und einem Hotel-Schnitzeljagd-Abenteuer der Extraklasse ist eines klar: Der Camino del Norte ist nicht nur ein wunderschöner, landschaftlich abwechslungsreicher Weg – er ist auch unberechenbar, verrückt und einfach unvergesslich.
Wer Abenteuer liebt, sollte ihn unbedingt gehen. Wer Ordnung mag… nun ja, der lernt’s hier auf die harte Tour.




































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