Ein nebliger Start auf dem Camino del Norte
Meine Nacht ist heute wieder mal sehr unruhig und kurz. Schuld ist vermutlich das opulente Abendessen samt Weißwein, das zwar fantastisch schmeckt, aber meinen Schlafrhythmus komplett durcheinander wirbelt. Sabine hingegen schnarcht selig vor sich hin, als wäre sie auf Wolke sieben gelandet. Noch vor sieben Uhr werde ich energisch aus dem Bett komplimentiert – der Weg ruft!
In der modernen Küche unserer Unterkunft zaubern wir uns ein einfaches, aber herrlich gemütliches Frühstück. Kaffee gibt es zum Glück auch – wir sind wieder Menschen! Um Punkt 8:15 Uhr – ja, fast pünktlich – verlassen wir das Haus. Ein kurzer Stopp an der Bank muss noch sein. Zwar zahlt man heutzutage fast alles mit Karte, aber ab und zu will der Camino eben doch noch ein paar Euro in bar.
Nebel, Magie und mystische Wälder
Der Camino del Norte zeigt sich heute von seiner mystischen Seite. Dichte Nebelschwaden umhüllen den Wald wie eine flauschige Decke, es tröpfelt leicht, aber die Temperatur ist ideal zum Wandern. Wir lieben es, wenn es nicht zu heiß ist – unsere Körper danken es uns. Während wir weiterstapfen, wirkt der Weg stellenweise wie aus einem Fantasy-Film: verwunschene Pfade, moosbedeckte Bäume, und der Nebel schluckt jedes Geräusch. An kleinen Teilstücken ist der Weg auch mal etwas wässrig.
Interessanterweise begegnen wir heute auffällig vielen anderen Pilgern. Wo kommen die denn auf einmal alle her? An manchen Tagen denkt man, man ist allein auf dem Planeten – und dann plötzlich: Pilgerparty auf dem Waldweg!

Und natürlich begleitet uns auch heute wieder die gute alte A8 – mal über, mal unterqueren wir sie. Sie ist irgendwie unser ständiger, etwas lauterer Weggefährte, sobald sie näher kommt.
Der Bar-Zauber: Kaffee, Tortilla und ein Wunder
Eigentlich glauben wir, dass die nächste Bar erst in weiter Ferne liegt. Doch plötzlich, wie ein kleines Wunder, steht da ein Schild: „2 km bis zur nächsten Bar“. Yuppie! Nach sieben Kilometern ohne Koffein ist das ein echtes Highlight. Unsere Vorräte sind leer, die Sehnsucht nach einem Café con leche groß – und so passt der Stopp perfekt.
In der Bar läuft wie immer der Fernseher, vermutlich eine spanische Soap. Wir treffen auf Barbara und Lisa aus S., die wir gestern schon gesehen haben und haben einen kurzen Plausch mit ihnen. Nur Ralph fehlt – ist er vor uns los, hinter uns oder einfach verschwunden? Niemand weiß es. Während wir unseren Kaffee genießen und eine Tortilla zum Mitnehmen bestellen, blättert der Barmann plötzlich neugierig in unserem Rother-Reiseführer herum. Dann zeigt er uns auf seinem Handy einen Artikel des Autors des Outdoor Reisführers. Und was steht da? Genau: Diese Bar hat angeblich die beste Tortilla auf dem Camino del Norte. Und diese legendäre Tortilla liegt nun in unserem Rucksack!
Sonne, Tortilla und das letzte Stück
Pünktlich um 11:11 Uhr – kein Witz – öffnet der liebe Gott ein Loch in den grauen Himmel, und ein Sonnenstrahl fällt wie bestellt auf unseren Weg. Kurz darauf erreichen wir eine kleine Kapelle mit überdachtem Rastplatz. Denn es tröpfelt wieder ein wenig, aber die Stimmung bleibt fantastisch. Endlich ist es Zeit, das Tortilla-Wunderwerk zu verspeisen. Und was soll ich sagen? Sie ist himmlisch! Wir stürzen uns regelrecht darauf – und wünschen uns insgeheim, wir hätten zwei davon gekauft.
Drei kleine Pausen gönnen wir uns heute insgesamt. Die letzte nehmen wir sogar nur zwei Kilometer vor unserem Ziel, denn gerade das letzte Stück zieht sich oft wie Kaugummi. Und ehrlich gesagt: Unsere Beine wollen auch mal kurz chillen. Am frühen Nachmittag erreichen wir unser heutiges Etappenziel, Vilalba.
Pilgerluxus: Moderne Zimmer für müde Beine
Heute gönnen wir uns etwas Komfort: Eine Albergue, die gleichzeitig auch eine kleine Pension betreibt. Für nur 40 Euro beziehen wir ein modernes, blitzsauberes Zimmer – mit eigenem Bad und allem Drum und Dran. Luxus für Pilgerbeine! Wir lassen den Tag Revue passieren und freuen uns auf morgen, wenn der Camino del Norte uns wieder mit neuen Überraschungen erwartet.
Erkenntnis des Tages:
Der Camino ist wie das Leben selbst: Mal trüb und neblig, mal sonnig und voller Geschmacksexplosionen. Und manchmal liegt das Beste einfach zwei Kilometer voraus – man muss nur weitermarschieren.








































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4 Antworten
Ha Sabine en Rene, iedere dag weer een mooi verhaal. Dank je wel voor iedere dag weer de moeite nemen. Ik krijg de indruk dat jullie wel heel moe zijn de laatste week. Niet gek trouwens. De eindstreep is in zicht. Waar halen jullie je dagelijkse stempels?
We zijn nu ook blij als we naar 45 daagen in Santiago aankomen. De stempels krijg je overal, hotels, Albergue, Bars, Kerken, Kapelle.
Wie schön, dass der Tag mit Sonne und Pilgerluxus geendet ist – das habt ihr euch mehr als verdient!
Für euch wieder ein spannender und abwechslungsreicher Tag – mit leckerer Tortilla, yam-yam….!
Und das Fazit eures Tages kann man glatt als Lebensmotto nehmen:
„Der Camino ist wie das Leben selbst: Mal trüb und neblig, mal sonnig und voller Geschmacksexplosionen. Und manchmal liegt das Beste einfach zwei Kilometer voraus – man muss nur weitermarschieren.“
Danke – und euch ein gutes Tagespensum und dann einen gechillten Abend…
eure Margott