Die Nacht im Kloster war sehr ruhig, abgesehen von den Glocken, die wir schon sehr früh im Schlaf hören. Schadet nicht, wir wollen ja weiterfahren. Das Frühstück ist gut und wird uns die ersten 30 km über die Runden bringen. Die Schwestern haben Zeit für uns und sind an unserer Reise interessiert. Am Abend werden noch Namensschilder am Zimmer angebracht. Und was nicht sehr oft vorkommt: Sogar richtig geschrieben! Hier zählt der Name noch etwas. Man fühlt sich hier als Person wahrgenommen und nicht als Nummer, wie es in der heutigen Zeit so modern geworden ist. Wir ziehen noch die Betten ab und drehen die Wäsche auf links. So steht´s geschrieben und das machen wir gerne, denn wir lesen, dass bereits die Hälfte der Schwestern Pflegefälle sind. Der Altersdurchschnitt der Barmherzigen Schwestern liegt bei über 75 Jahren. Da kann man auch mal barmherzig sein und die Betten abziehen und das Geschirr wegräumen.
Wir werden per Handschlag und Gottes Segen von zwei Schwestern verabschiedet und machen uns auf den Weg. Zunächst fahren wir die Hälfte der Strecke am Ammersee entlang. Es ist ein bewaldeter und naturbelassener Splittweg zwischen Bahnstrecke und See.
Dann biegen wir ab Richtung Westen. Der selbst gesuchte Weg führt uns über allerlei Hügel, Bauernhöfe, Wiesen und Waldstücke. Zumeist auf Schotterstraßen. Dann geht es ein langes Stück auf einer befahrenen Bundesstraße in Richtung Landsberg am Lech. Dort machen wir eine erste Pause unter einem schützenden Sonnenschirm. Der Planet knallt heute ganz gut herunter.
Nach der Pause fahren wir einen Weg entlang der Lech. Nicht die Via Claudia, denn die kennen wir schon und die Via ist relativ ungeschützt in der Sonne. Unser Weg entlang der Lech ist auf weiten Teilen sonnengeschützt durch Wälder.
Unfern von Prittriching kommen wir an einen schön angelegten Platz mit der kupfernen Franz-von-Assisi-Kapelle darauf. Bäume bieten Schatten und an einem Hand-Brunnen machen wir uns einen kühlen Kopf. Die Kapelle sieht sowohl innen als auch außen so ganz anders aus als andere Kapellen. Hier tanken wir Ruhe im Schatten eines Baumes.
Weiter geht die Fahrt Richtung Augsburg entlang der Lech. Zunächst an einem Kanal mit schnell fließendem Wasser und im Schatten des Waldes. Die letzten 10 km bis zum Eiskanal sind etwas öde auf einem breiten Schotterweg entlang eines Deiches.
Wir erreichen Augsburg und checken im Hotel Riegele unweit vom Stadtzentrum ein. Nach dem Duschen schlendern wir durch die Altstadt von Augsburg und beruhigen unsere hungrigen Mägen beim Italiener.
Reisedaten: 78,23 km | Gesamtanstieg 584 Meter | Gesamtabstieg 672 Meter
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