Nach langer Abstinenz entscheiden wir uns, mal wieder ein paar sonnige Tage in Holland zu verbringen. Dieses mal zur sehenswerten Blütezeit der Blumenfelder im Frühling und mit unserem Tiny house auf Rädern, welches wir vor 2 Jahren erobert haben. Ein MUSS in Holland ist natürlich die Mitnahme der Fahrräder, denn nirgendwo sonst auf der Welt wird soviel für Radfahrer getan. Und dass man in Holland ausgezeichnete Campingplätze findet, spricht glaube ich für sich.
Unbeschwert Radfahren von Knotenpunkt zu Knotenpunkt
Das Knotenpunkt-System ist ein Radwegenetz mit festen nummerierten Punkten und einer einheitlichen, gut sichtbaren Beschilderung zwischen den einzelnen Knotenpunkten. Knotenpunkte befinden sich an Kreuzungen oder Abzweigen. Sie sind erkennbar an weißen Schildern mit grünem Rand. Anhand dieser Knotenpunkte kann man mühelos interessante und landschaftlich schöne Strecken radeln. Die Strecken sind in beide Richtungen beschildert.
Die Länge Ihrer Tour kann man im Prinzip selbst bestimmen. Das dichte Knotenpunktnetz macht es leicht, die Tagestour mit Abkürzungen oder Extraschleifen an Wetterbedingungen und Tagesform anzupassen.
An fast jedem Knotenpunkt befindet sich eine Übersichtstafel mit einem Kartenausschnitt und den Knotenpunkten in der Umgebung. Die Entfernungen zwischen den einzelnen Knotenpunkten sind auf den Radkarten und auf den Knotenpunkt-Tafeln in Kilometern angegeben. Diese Angaben verschaffen Ihnen einen hervorragenden Überblick über die Radwege in Ihrer jeweiligen Umgebung.
Die Strecken verlaufen auf Radwegen, gelegentlich entlang wenig befahrener Straßen. Die Radwege sind in den Karten deutlich gekennzeichnet durch eine durchgehende, meist gestrichelte Linie markiert.
Stopp 1: Die Anreise
Den ersten Zwischenstopp machen wir an einem wunderschön gelegenen Stellplatz an einem Yachthafen in Emmerich nahe der holländischen Grenze. Im Restaurant Schutte Marine gibt´s eine sehr empfehlenswerte Küche.
Stopp 2: Arnheim
Die Stadt hat eine sehr bewegte Geschichte:
Die Schlacht um Arnheim, die im September 1944 an den Ufern des Rheins ausgetragen wurde, steht im Mittelpunkt des weltbekannten Films „Die Brücke von Arnheim“. Vor Ort an der John-Frost-Brücke in Arnheim erfahren Sie im Informationszentrum „Slag om Arnhem“ mehr über das Schicksal der Zivilisten und Soldaten. Auch im Airborne Museum „Hartenstein“ im nahegelegenen Oosterbeek fühlt man sich buchstäblich in die Schlacht um Arnheim hineinversetzt. Unweit des Museums in Oosterbeek befindet sich der Kriegsfriedhof mit rund 2.000 Gräbern gefallener Soldaten, hauptsächlich Briten.
Im stattlichen und hoch aufragenden Kirchturm der Arnheimer Eusebiuskirche gibt eine der schwersten Kirchenglocken Hollands den Ton an. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Eusebiuskerk bei der Schlacht um Arnheim größtenteils zerstört. Nach dem Krieg wurde sie in ihre ursprüngliche Form instandgesetzt und auch danach erfolgten noch verschiedene Restaurationen. Heutzutage wird die Kirche vielfach für Ausstellungen genutzt und es findet nur noch einmal im Monat ein Gottesdienst statt. Ein Panoramalift bringt uns in eine Höhe von 73 Metern zum Skywalk. Zwei rundherum gläserne und ausragende Skywalk-Balkone ragen aus dem Kirchturm heraus. Von dort oben hat man einen vorzüglichen Panorama Blick über die ganze Stadt und das Umland. Und an den 38 Glocken des Glockenspiels kommt man auch vorbei.
Im Viertel Klarendal entstand mit dem „Modekwartier“ ein kreativer Hotspot mit Boutiquen, Designer-Studios, Galerien, Ateliers, Restaurants und Cafés. Sowohl etablierte Modemarken als auch junge, aufstrebende Designer zeigen hier ihre neuesten Kreationen und dort kaufe ich ein paar tolle Oberhemden, die ich bei meinen nächsten Fotoshootings tragen werde. 🙂
Stopp 3: Nationalpark Hoge Veluwe & Kröller-Müller Museum
Arnheim ist die Hauptstadt der Provinz Gelderland und grenzt an das größte Waldgebiet der Niederlande, die Veluwe. Wir erkunden den Nationalpark De Hoge Veluwe mit unseren eigenen Fahrrädern, aber am Parkeingang stehen auch hunderte weiße Fahrräder kostenlos zur Verfügung, um den Nationalpark zu beradeln.
Wir besuchen das Kröller-Müller Museum im Herzen des Nationalparks, das aufgrund seiner Van Gogh-Sammlung Weltruhm erlangte.
Stopp 4: Amsterdam, Edam, Volendam, Marken
Amsterdam ist die Hauptstadt der Niederlande. Sie ist für ihr künstlerisches Erbe, ein weit verzweigtes Grachtensystem und schmale Häuser mit Giebelfassaden bekannt, die auf das sogenannte Goldene Zeitalter der Stadt im 17. Jahrhundert zurückgehen. Das Museumsviertel beherbergt das Van-Gogh-Museum, das Rijksmuseum mit Werken von Rembrandt und Vermeer sowie das Stedelijk Museum für moderne Kunst. Das Radfahren gehört zur Stadtkultur, sodass das Stadtbild von zahlreichen Radwegen geprägt ist.
Die Gemeinde Volendam besteht aus dem alten Städtchen Edam und dem Touristendorf Volendam, das drei Kilometer südlich von Edam liegt. Volendam am IJsselmeer zieht jedes Jahr viele Touristen an, und die Tracht Volendams wird oft als Nationaltracht der Niederlande angesehen, obwohl es keine Nationaltracht gibt. Die für Volendam charakteristischen Häuserbauten, Kleidertrachten und die Folklore stellen eine touristische Tradition dar, die ungefähr auf das Jahr 1875 zurückgeht. Von Volendam aus nehmen wir den Ausflugsdampfer auf die Insel Marken.
Marken ist eine Insel im Markermeer, das früher Teil der Zuiderzee war. Seit 1957 ist Marken über einen Deich mit dem Festland verbunden. Da Marken früher regelmäßig überströmt wurde, bauten die Bewohner ihre Häuser auf Erdhügeln und später auf Pfählen (sog. Terpen). Die charakteristischen Häuschen findet man sonst nirgendwo anders auf der Welt.
Stopp 5: Keukenhof
7 Millionen Blumenzwiebeln jährlich, 800 verschiedene Tulpensorten, 32 Hektar, 2.500 Bäume, 15 km Spazierwege. Darüber hinaus ist der Keukenhof mit 150 Werken von 50 Künstlern auch ein großer Skulpturenpark. Überaus sehenswert.
Stopp 6: Katwijk, Bollenstreek, Leiden
Zwischen den quirligen Städten der Randstad befindet sich ein einzigartiges Gebiet: Der Bollenstreek in der Provinz Noord-Holland! In diesem Blumenzwiebel-Anbaugebiet findet man ausgedehnte Felder mit farbenprächtigen Blumen. Erkunde diese Region mit dem Fahrrad, spaziere durch die Felder, mache die schönsten Blumenfotos und setze dich auf eine Terrasse in einem der gemütlichen Dörfer. Bereits im 16. Jahrhundert begannen die Menschen, in diesem Gebiet Dünen abzugraben. Der Sand wurde für Stadterweiterungen und Eisenbahnschienen benötigt. Die verbleibenden „Geisterböden“ erwiesen sich als sehr geeignet für den Anbau von Tulpen, Narzissen und Hyazinthen. Das milde Meeresklima war auch günstig für den Blumenzwiebelanbau, der im 19. Jahrhundert in Schwung kam. Heutzutage kannst du auch die weiten und farbenfrohen Blumenfelder in anderen Regionen wie Flevoland und Noord-Holland bewundern.
Jetzt wird´s bunt: Bloemencorso / Blumenkorso
Die Frühlingsblumenparade in Holland ist weltweit einzigartig. Es ist die einzige Blumenparade, die aus Frühlingsblumen wie Tulpen und Hyazinthen besteht. Mehr als eine Million Besucher aus aller Welt genießen die Parade auf dem Weg der Kreationen. Diese Veranstaltung wird durch die vielen Freiwilligen ermöglicht.Die Blumenparade ist der Höhepunkt des Frühlings in Holland und findet im April statt. Über eine Million Menschen aus aller Welt erfreuen sich an den farbenfrohen Blumenwagen. Es ist die berühmteste Parade in Holland und einzigartig, da Frühlingsblumen wie Hyazinthen, Narzissen und Tulpen zum Dekorieren der Parade-Wagen verwendet werden. Die Hyazinthen sorgen für einen wunderbaren Frühlingsduft.Eigentlich heißt die Parade nicht Keukenhof Blumenparade, aber sie heißt offiziell Bloemencorso Bollenstreek. Weil viele Menschen diese Blumenparade mit einem Besuch im Blumenpark Keukenhof verbinden und die Parade entlang des Keukenhofs verläuft, wird sie oft so genannt.Der Blumenkorso steht jedes Jahr unter einem bestimmten Motto. Im Jahr 2022 lautet das Thema “Freiheit“. Dieses Thema wurde in die Gestaltung der Umzugswagen aufgenommen.Wir sind dem Rat von Joop Bos gefolgt, der uns diese Radtour empfohlen hat : https://wwwroute.nl/fietsroute/370806/bollenroute+katwijk. Rein zufällig ist der Blumenkorso einen Teil dieser Strecke unser Begleiter gewesen.
Ein zauberhafter Ende
Ein traumhafter Sonnenuntergang beendet die wunderschönen, sonnigen und farbenfrohen Tage in Holland. Beim zweiten Bild hatte ich großes Glück: Man kann innerhalb der untergehenden Sonne ein Windrad erkennen, welches vermutlich als Kraftwerk für den Ölbohrturm (links der Sonne) dient.