Auf dem Camino del Norte

2025 Camino del Norte Etappe 29: Deva

Ausschlafen, Äpfel & Abenteuer – ein neuer Tag auf dem Camino del Norte

Der Camino del Norte überrascht uns heute direkt nach dem Aufwachen: absolute Ruhe, kein Schnarchen, keine Frühaufsteher, keine raschelnden Plastiktüten. Wir sind ganz allein im Zimmer – und das bedeutet: richtig gut geschlafen! Um 21 Uhr war gestern schon Licht aus, heute starten wir ausgeschlafen und motiviert in unsere nächste Etappe auf dem Camino del Norte.

Ein ausgiebiges Frühstücksbuffet im Hotel bereitet uns bestens auf die Herausforderung des Tages vor: 21,5 Kilometer Strecke und über 670 Höhenmeter, verteilt auf zwei ordentliche Anstiege. Die Unterkunft in der Mitte der Strecke ist leider ausgebucht, also heißt es: durchziehen. Aber erst einmal geht es ganz gemütlich los – raus aus dem charmanten Villaviciosa, vorbei an der bekannten Bronzeskulptur, die der Fruchtbarkeit und dem Apfelmost „Sidre“ gewidmet ist. Asturias lässt grüßen!

Schwitzen mit Stil – der erste Aufstieg des Tages

Die ersten Kilometer verlaufen entspannt, fast schon idyllisch. Doch dann zeigt der Weg sein wahres Gesicht: eine sanfte, aber stetige Steigung kündigt den ersten Berg an. Die Sonne gibt sich heute keine Blöße und brennt schon am frühen Morgen vom Himmel. Wir tun, was wir können – Mützen befeuchten, Wasser nachfüllen, tapfer weitergehen.

Nach etwa achteinhalb Kilometern ist Schluss mit sanft: Jetzt kommt der erste große Anstieg, rund 450 Höhenmeter am Stück wollen bezwungen werden. Schweißperlen laufen, das Herz pocht – doch die Aussicht und die grüne, ursprüngliche Landschaft entlang des Camino del Norte belohnen uns. Der Weg zwischen Villaviciosa und Deva ist wie eine Bühne für ein Naturtheater: üppige Wiesen, schattige Hohlwege, versteckte Bauernhäuser – hier wird Wandern zum Erlebnis.

Bergab, Pause, Bergauf – Pilger-Workout in Serie

Auf der anderen Seite geht es bergab nach Peón – einem kleinen Ort mit großer Wirkung. Denn hier wartet eine gemütliche Einkehrmöglichkeit auf uns. Der erste Berg liegt hinter uns, also gibt’s eine Pause, einen Kaffee und ein paar Tapas. Wir fühlen uns erstaunlich frisch, zumindest bis wir wieder aufstehen. Die Glieder meckern kurz, doch nach ein paar hundert Metern ist alles wieder geschmeidig.

Jetzt steht der zweite Anstieg an. Noch einmal etwa 250 Höhenmeter – nicht ohne, aber machbar. Der Körper ist warmgelaufen, die Stimmung gut. Und als wir endlich den Pass überqueren, eröffnet sich vor uns ein magischer Moment: Der Blick auf Gijón und der weite Atlantik breiten sich vor uns aus. Die Wolken reißen auf, die Sonne strahlt – es fühlt sich an wie ein Geschenk des Camino del Norte persönlich.

Pilgerglück in Deva und ein bisschen Vespa-Action

Unser heutiges Ziel ist der Campingplatz in Deva. Hier gibt es nicht nur Zelte und Wohnwagen, sondern auch eine Albergue mit richtigen Betten. Unser Zimmer ist spartanisch, aber freundlich – fünf Doppelbetten, aktuell nur drei belegt. Mal sehen, wie viele sich heute Nacht noch dazugesellen.

Im Nachbarzimmer wohnen – rein zufällig – zwei Französinnen, die schon seit Tagen mit uns auf dem Camino del Norte unterwegs sind. Die beiden männlichen Begleiter ihrer Vierergruppe haben sich verlaufen. Statt nach Deva wandern sie jetzt Richtung Oviedo – ein echter Umweg. Als sie rechtzeitig zum Abendessen zurück kommen, haben sie 41 km auf dem Tacho. Sie werden mit tosendem Applaus von uns in Empfang genommen. Auch die beiden Mexikaner sind hier, die wir vor ca. einer Woche zum letzten Mal gesehen haben. Der Wein sorgt zudem für überschäumend gute Laune beim Abendessen. Echte Camino-Freuden.

Auch zwei deutsche Pilgerinnen sind falsch abgebogen. Sie hatten Glück im Unglück: Ein Taxi bringt sie zurück auf den richtigen Weg. Der Camino del Norte ist eben kein Spaziergang – er verlangt Aufmerksamkeit und Orientierungssinn.

Wein, Spargel und Motorengeräusche

Zum Abschluss des Tages gönnen wir uns ein Pilgermenü im Restaurant: Spargel als Vorspeise, Fisch mit Kartoffeln und Salat, zum Dessert Apfelkuchen, dazu eine Flasche Wasser und eine Flasche Wein – und das Ganze für faire zwölf Euro. Mehr brauchen wir nicht zum Glücklichsein.

Na ja, fast. Seit drei Tagen schon knattern Vespas aus aller Welt durch die Gegend – und offenbar auch über diesen Campingplatz. Immer wieder begegnen uns bunte Gruppen aus Italien, Frankreich, Spanien und sogar Deutschland, die fröhlich hupend durchs Gelände fahren. Es riecht nach Öl, Benzin und Abenteuer. Eine eigenwillige Mischung – aber irgendwie passt sie perfekt zum Tag.

Erkenntnis des Tages: Trotz langer Strecke, vieler Höhenmeter und ein paar kleinen Wehwehchen sind wir mehr als zufrieden. Der Camino del Norte fordert uns – aber er gibt auch viel zurück. Und morgen? Da wartet das nächste Kapitel unseres Pilgerabenteuers.

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