10.06.2019 Camino Primitivo: Von A Fonsagrada nach Cádavo-Baleira



Erkenntnis des Tages: 
Glückseligkeit am Pass Alto Lastra


Heute lassen wir den Tag extrem ruhig angehen. Der Gemischtwarenladen, bei dem ist unter anderem auch Wanderschuhe zu kaufen gibt, macht sowieso erst um 9 Uhr auf.

Um Punkt 9 Uhr stehen wir dann vorm Laden auf der Matte. Als wir fragen, ob er Schuhe in der Größe 40 hat, schüttelt er fragend den Kopf und verschwindet erstmal in sein Lager. Es dauert eine ganze Weile, aber schließlich kommt er mit drei Kartons zurück. Juhuuu. Ein paar Schuhe davon haben sogar die richtige Größe, die anderen waren ein bis zwei Nummern zu groß. Ich durchstöbere den Laden nach Dingen, um die defekten Wanderstiefel gegebenenfalls wieder in Schuss zu bringen. Ich finde Patex und Gaffertape. Zwei der wichtigsten Dinge.

Sabine probiert die Schuhe, aber so richtig begeistert ist ihr Gesichtsausdruck nach einem Kilometer durch den Laden laufen nicht.

Ich kaufe zwei Tuben Patex und vertreibe mir die Wartezeit, indem ich die alten Schuhen von den Silikonresten befreie, damit das Patex besser haftet. Eine 30 Gramm Tube verteile ich gleichmäßig auf Sohle und Schuh. 15 Minuten muss der Kleber trocknen und dann mit möglichst viel Druck die beiden Teile zusammenpressen. Sabine zieht den Schuh an und presst was das Zeug hält. Dieselbe Prozedur mit dem andern Schuh.

Sabine kann sich nicht von ihren gut eingelaufenen Tretern (10 Jahre bei >2000 km Laufstrecke) trennen und entscheidet sich für die reparierten alten Schuhe. Die neuen Schuhe haben leichte Druckstellen, die bei langen Etappen schnell zu einem Problem werden könnten. Vorsichtshalber nehmen wir noch eine Rolle stabiles Gaffer Tape mit. Weiterhin ersetzen wir ihren einsamen alten Wanderstock durch ein Pärchen Wanderstöcke, denn es läuft sich doch sehr viel angenehmer mit 2 Stöcken. Das haben wir in der Zwischenzeit auch herausgefunden.

Wir sind jetzt gerüstet für den weiteren Weg in Richtung Santiago de Compostela. Allerdings ist es bereits 10:15 Uhr und wir haben eine sehr lange Etappe zu laufen, da es keine Übernachtungsmöglichkeit dazwischen gibt.

Der Weg führt noch etwas bergig hinauf zur alten Pilgerherberge bei Montouto, wo wir weiter oben die Aussicht über die grandiose Mittelgebirgslandschaft genießen.

Wunderschöner Ausblick

Dann wandern wir durch einen schattigen Wald hinab ins Tal. Die Aufstiege zum Pass Alto Lastra und dem Pass Alto de Fontaneira stellen noch zwei kleinere Herausforderungen dar. Nach dem ersten Pass kommt das Zweiseelendorf Paradavella, wo uns der aufgeregt bellende kleine und giftige, schwanzwedelnde Wachhund Hugo an der Café Bar Casa Meson empfängt.

Er beruhigt sich aber ganz schnell und will am liebsten gekrault werden. Die Musik, die dort läuft, ist voll nach unserem Geschmack und so verweilen wir dort eine Stunde bei Café, Cola und Tortilla und zeigen unseren Füßen, wie schön frische Luft sein kann. Zwischendurch unterhalten wir uns mit einem netten Pilger aus der Schweiz, der in Irún den Camino del Norte gestartet und nun bereits einen Monat auf den Beinen ist.

Wir setzen unsere Wanderung fort und es geht weiter heftig bergauf und bergab. Teilweise sehr steile Passagen mit grandiosen Ausblicken.

Eine Menge Glückshormone werden ausgeschüttet und eine Melodie schleicht sich unweigerlich in meinen Kopf. Der Text beginnt mit ….. “Is this the real life, is this just fantasy. Caught in a landside, no escape from reality. Open your eyes, look up to the skies and see real world, is this just phantasy”.

Ich suche den Song auf YouTube, wir schauen Endorfin-überschüttet in die unfassbar schöne Landschaft und trällern ein paar Minuten lautstark zu Bohemian Rhapsody von Queen mit. Ein wahres Glücksgefühl mit Gänsehauteffekt am ganzen Körper.

Die Strecke will jedoch heute fast kein Ende nehmen. Nach jeder Kurve hoffen wir, unseren nächsten Zielort Cádavo-Baleira sichten zu können, aber weit gefehlt. Kurve um Kurve kein Ort in Sicht. Die nächste Melodie, die in den Kopf kommt ist von den Beatles. Wir singen gemeinsam, um unsere Schmerzen zu besiegen.

Als dann endlich der langersehnte Ort auftaucht und wir einen Blick in unseren Reiseführer nehmen, werden wir jedoch bitterlich enttäuscht. Es ist nicht der Ort mit der Übernachtungsmöglichkeit. Dieser ist nochmal 5 km hinter zwei noch zu nehmenden Bergen und schier endlosen Wegen.

Unweigerlich kommt mir der Refrain einer dritte Melodie in meinen Kopf und verursacht bei Sabine einen Lachflash, der ein Laufen für kurze Zeit unmöglich macht.

Nach anstrengenden 28,2 km bei 740 Hm bergauf und stolzen 920 Hm bergab erreichen wir dann letztlich etwas erschöpft aber dennoch überglücklich unser heutiges Etappenziel.

Die herrliche Dusche bringt dann das erste Drittel Leben zurück. Das köstliche 3-Gänge Pilgermenü zu 10 € mit Rotwein bringt das zweite Drittel Energie zurück. Und morgen früh sind dann hoffentlich die Akkus komplett wieder aufgeladen.

Prost!

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2 Antworten

  1. Ein Hoch auf die Musik, die dich durch Höhen und Tiefen begleiten kann und auf den Erfinder des Patex, der aus alt noch gebrauchsfähig macht !
    Unglaublich wie ihr die Etappe gemeistert habt.
    Alles Gute für den weiteren Weg.
    Eure Miriam

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